Insekten eine Heimat bieten
DRÜBER UND DRUNTER nimmt an Pilotprojekt teil, mit dem sich im Obstanbau die Artenvielfalt erhöhen lässt. Das vom Bundesamt für Naturschutz geförderte Programm wird in der Region betreut vom Kompetenzzentrum Gartenbau der Uni Bonn. Die Projektergebnisse werden die Biodiversität in ganz Deutschland positiv verändern.
Rund um die Obstplantage des Engelshofs, DRÜBER UND DRUNTER Mitglied aus Troisdorf, wurden nicht nur 2.000 Quadratmeter Blühstreifen gesät. Aufgestellt wurden auch Nisthilfen für Wildbienen und Nistkästen für Vögel.
Bei einem Ortstermin am 21. Juni wurden die Blühstreifen von den Projektbeteiligten in Augenschein genommen.
Welche und wie viele Insekten haben sich angesiedelt begutachten Kim Thiemann (v.l.), Thomas Rosenau, Dr. Andreé Hamm, Bernd Bulich und Nils Engels.
Der Insektenschwund in Deutschland ist dramatisch, wie eine Studie verschiedener Wissenschaftler zeigt: Seit Mitte der 1990er Jahre ist die Masse der Insekten um mehr als 70 Prozent zurückgegangen. Bernd Bulich, Landwirt und Vorsitzender von DRÜBER UND DRUNTER: „Das hat Auswirkungen auf viele Bereiche unsers Lebens. Insekten dienen unter anderem Vögeln als Nahrung. Sie sind unerlässlich für die Pflanzenbestäubung. Ohne sie können sich rund 80 Prozent der wild wachsenden Pflanzen nicht mehr vermehren. Und auch die Landwirtschaft kann auf die kleinen Helfer nicht verzichten. Sie sind zum Beispiel wichtig bei der Bestäubung von Kulturpflanzen – etwa von Obstbäumen.“
Die Samenmischung für die Blühstreifen auf dem Engelshof enthält besonders viele insektenfreundliche Blühpflanzen.
Vor Ort betreut Thomas Rosenau vom Kompetenzzentrum Gartenbau das Projekt. Er hat sich unter anderem um die spezielle Zusammensetzung der Blühmischung gekümmert, die möglichst vielen Insektenarten eine Heimat bieten soll. Und er lieferte auch wichtige Tipps für das Anlegen des Blühstreifens: „Wühlmäuse können in der Pflanzung erhebliche Schäden anrichten. Diese können wir jedoch minimieren, wenn eine Breite von rund einem Meter nicht überschritten wird. Dann ist der Druck durch Greifvögel auf die Mäusepopulation sehr hoch.“
Derzeit blüht vor allem Buchweizen.
Für Karl-Josef Engels und seinen Sohn Nils war es zu keiner Zeit strittig, am Pilotprojekt teilzunehmen – trotz des damit verbundenen Mehraufwands, der unter anderem mit der Aussaat der Blühmischung einherging. Karl-Josef Engels: „Landwirtschaft kann nicht gegen, sondern nur im Einklang mit der Natur erfolgreich sein. Je höher die Artenvielfalt in einer Region ist, desto stabiler ist das gesamte Ökosystem und desto weniger müssen wir zum Beispiel im Obstanbau eingreifen. Die gezielte und kluge Förderung von Nützlingen ist also eine Strategie, die allen hilft.“
Insekten, hier ein Pfauenauge und eine Biene im Flug, sind entscheidend dafür, dass unser Trinkwasser seine gute Qualität behält.
Uwe Nolting, technischer Leiter der Stadtwerke Niederkassel und Vorstandmitglied von DRÜBER UND DRUNTER bewertet die ergriffenen Maßnahmen ebenfalls positiv: „Vor einer Erhöhung der Biodiversität profi-tieren auch wir als Wasserwerksbetreiber. Wenn es zum Beispiel gelingt, die Insektenpopulation zu stärken, hat das direkte Auswirkungen auf die Qualität unseres Trinkwassers. Insekten sind Teil der „zersetzenden Gesellschaft“, die aus pflanzlichen und tierischen „Resten“ wichtigen Humus bilden. Der macht Böden fruchtbar und sorgt dafür, Schadstoffe vom Grundwasser fernzuhalten. Insekten helfen also mit, die hervorragende Qualität des Niederkasseler Trinkwassers zu erhalten.“